Europapark Rust 2002    2/2

Was hat es mit dem Fluch der Kassandra auf sich? Was ist das für eine verrückte Attraktion, die unseren Köbi blutlos gemacht hat? Man stelle sich vor: Wir treffen in Cham ein, läuten an Elmiger’s Haustüre und müssen ein blutloses Geschöpf abgeben. Panische Angst überkam mich; Köbi’s Eltern hatten doch immer Vertrauen in uns Betreuer und nun passierte uns dieses Missgeschick! Meine Phantasie spielte verrückt - kann gut sein, dass die Geisterbahn ihren Teil dazu beigetragen hat. Um ruhiger zu werden, begannen wir zu recherchieren. Im wunderschön gestalteten Nachbau einer byzantinischen Kapelle lockt der "Fluch der Kassandra". Man tritt in einen Raum, in dem eine grosse Schaukel auf die Besucher wartet. Sobald die Türen und die Bügel geschlossen sind, wird Musik eingespielt und die Schaukel setzt sich in Bewegung. Gleichzeitig drehen sich noch die Aussenwände des Raumes und es entstehen sehr „schöne“- verrückte Effekte. So hat man u.a. den Eindruck, dass man auf dem Kopf steht.... "Der Fluch der Kassandra" ist ein einzigartiges Verwirrspiel, die meisten Fahrgäste dieser Attraktion – seit kurzem auch Köbi - wissen selbst nicht, was da gerade mit Ihnen geschieht. Griechische Mystik, wie man sie einfach erlebt haben muss!! Kurz festgehalten: Köbi musste die Krähen füttern...... Pflichtbewusst haben wir Betreuer uns diese Kirche (von aussen) begutachtet und auf einem Schild konnten wir folgendes lesen: Es kann vorkommen, dass einem nach der Vorführung ein Unwohlsein plagen tut, typische Anzeichen sind Weichung der Gesichtsfarbe und ein flaues Gefühl in der Magengegend. Die Lebensgeister werden spätestens nach fünf Stunden wieder geweckt! Ich rechne schnell und stelle fest, wir werden Köbi mit Farbe im Gesicht in Cham abladen! Wenn alle Stricke reisen sollten, haben wir ja immer noch unseren Joker (Deutsches Rotes Kreuz) auf dem Parkplatz..... Andreas und ich schlossen sich der Medium-Gruppe an und schlenderten gemütlich wieder Richtung Wasserbahnen.

Knapp eine Stunde mussten wir anstehen, bevor wir endlich das Fjord-Rafting geniessen konnten. Wir kamen aber nicht zu kurz, bekam doch jeder von uns einen kräftigen „Sprutz“ Wasser ab, was wir aber bei den immer höher steigenden Temperaturen als angenehm empfanden. Patrick beteuerte immer wieder, das er kein „Bahnenfan“ sei. Wir Betreuer respektierten dies (sind wir doch von der Softi-Gruppe erst in die Medium-Gruppe aufgestiegen und hatten mit diesem abrupten Wechsel so unsere Probleme..) Keine Ahnung was passiert ist, auf einmal wirkten die Bahnen wie Magnete auf Patrick und zogen ihn förmlich an. Vorbei war’s mit der Gemütlich­keit, die Medium-Gruppe war nahe daran, der Extrem-Gruppe Paroli zu bieten und wir hetzten durch den Park.

Um 18.00 Uhr trafen sich alle wieder vor dem EuroSat. Das wichtigste vorab: Köbi’s Gesichts­farbe ist Gott sei Dank wieder zurückgekehrt! Da die Krähe nicht so gut gezielt hat, musste Köbi sich an einem Souvenirshop eine neue kurze Hose kaufen.... ! Ebenfalls ein frisches T-Shirt bekleidete seinen Körper, dieses T-Shirt hat er von Zuhause als Reserve mitgenommen. Hatte er zu Hause schon eine Ahnung, dass er in Deutschland die Krähen füttern wird?? Da sich die meisten Besucher auf die Heimreise begeben haben, war für die Extrem-Gruppe – ohne Köbi - der Weg frei um nochmals Vollgas zu geben. Ohne grosse Wartezeiten nahmen sie nochmals den Silver Star (hat nichts mit dem Tischtennis Club zu tun) in Angriff und kamen jodelnd von der Bahn zurück. Die Stimmen überschlugen sich, bei manch einem kam nur noch ein kreischen öder krähen über die Lippen und man hätte meinen können, alle bekämen gleichzeitig den zweiten Stimmbruch! Die letzten Euros mussten weg und man deckte sich nochmals mit Pizza, Crêpes und Cola ein und liefen glücklich und müde zum Bus zurück.

 

Dort angekommen bezogen wir wieder unsere Sitzplätze und hofften, ohne grossen Stau und Verzögerungen in gut zwei Stunden wieder zu Hause zu sein. Weit gefehlt! Andreas hatte vergessen, das Licht auszuschalten und nun standen wir also da, "rien ne va plus!" Andreas hockte völlig konsterniert hinter dem Steuerrad – zu vergleichen mit einem angeschlagenen Boxer; und war unfähig um noch etwas zu unternehmen. Nun war ich völlig auf mich alleine gestellt, mein Betreuerkollege kurz vor dem Knock Out und Köbi noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Ich stieg aus dem Bus aus und musste feststellen, dass nur noch ein paar Autos auf dem Parkplatz waren u.a. auch der Kleinbus des Roten Kreuzes. Zielstrebig lief ich auf den Bus zu und meldete: „Hallo wir haben da ein kleines Problemchen und bräuchten ihre Hilfe“.... darauf hin meinte mein Gegenüber: da sind sie bei uns genau richtig, wir sind nämlich vom roten Kreuz! Wenn der gewusst hätte.......... In der Annahme, wir hätten einen Patienten im Auto, kamen die Helfer sofort angeeilt. Ich erklärte ihnen, dass die Batterie "leer" ist und wir froh wären, wenn sie diese überbrücken könnten. Das grosse Suchen ging los; hatten weder sie noch wir ein Überbrückungskabel dabei. Endlich eins aufgetrieben, wusste Andreas nicht, wo sich bei diesem gemieteten Kleinbus Batterie befindet. Anschliessend wurde der Beifahrersitz halb auseinander genommen und es konnte endlich überbrückt werden. Kaum lief der Motor wieder, kam auch Andreas wieder auf Touren. Artig bedankten wir uns beim Deutschen Roten Kreuz, kein Wunder nennt man sie auch dein Freund und Helfer.....und fuhren Richtung Schweiz.

Kurz vor 23.00 Uhr erreichten wir Cham. Ich begleitete Köbi noch bis zur Haustüre an der Krämermatt, in der Hand hielt er einen Plastiksack. Ich nenne es die "Trophäe" des heutigen Tages, Inhalt: eine schmutzige Hose und ein T-Shirt! So nahm - ausser Patrick - der sich ja ein Sackmesser kaufte, auch Köbi ein Andenken mit nach Hause! Es gäbe noch so vieles zu berichten, u.a. warum musste die Poseidon Bahn abgestellt werden, kurz bevor Diego diese ausprobieren wollte?

Eine Anektode am Rande. Nach dem Europapark erwischte ich eine Angina und lag einige Tage flach. Wahrscheinlich ist das ganze Abenteuer doch nicht so ganz spurlos an mir vorbeigegangen. Von den starken Medikamenten/Antibiotika hatte ich fiebrige Träume und immer wieder hatte ich die fürchterliche Geisterbahn vor Augen und erwachte anschliessend Schweiss gebadet auf. Betreuer sein – vor allem von Hünenbergern - ist nicht einfach, aber einfach hat es einen.....

Trotzdem, der Ausflug in den Freizeit- und Vergnügungspark Rust war ein voller Erfolg. Alle, wirklich alle kamen individuell auf ihre Kosten....! Auf dem Foto seht ihr alle Teilnehmer 2002, die Betreuer halten sich wie immer stets im Hintergrund. Wer weiss, vielleicht gibt es auch 2003 einen Ausflug nach Rust. Denn, wer dieses Jahr nicht mitgekommen ist, hat wirklich etwas verpasst.