Gstaad 1999 war eine Reise wert

Auch dieses Jahr machte sich eine Gruppe unerschrockener Tischtenniscracks auf den Weg ins Berner Oberland. Gstaad hiess für die Zeit vom 19. bis 23. Juli 1999 das Ferienziel. Ja richtig erraten - es ist das Gstaad - wo die Reichen und die Prominenten jeweils ihren Kurzurlaub verbringen. Also gerade richtig für uns "Hühnerzwerge", den Luxuskurort in Beschlag zu nehmen.

Denn nur eine Woche nach dem Rado Swiss Open Tennisturnier versuchten wir mit unseren kleinen Schlägern genau soviel Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, wie dies den Tennisstars Kuerten, Rosset und Moya gelungen war. Nach einer langen Anreise mit dem Zug fuhren wir fast komplett in Gstaad Bahnhof ein. Fabienne fehlte! Laut eigener Aussage konnte sie auch vier Wecker nicht aus den Träumen reissen…. und diese Story sollte ich glauben? Für das nächste Mal folgender Typ: nur noch einen Wecker und dafür aber rechtzeitig in die Federn….

Schwer beladen und von der langen Zugreise etwas geschwächt, stiegen wir aus dem Zug. Ich habe mich sofort umgeschaut, wo die Luxuslimousinen der Grossen Gstaader Hotels stehen, konnte aber keinen "Schlitten" ausmachen. Schnell wurde ich wieder in die Realität zurückgeholt, welche mich daran erinnerte, dass wir eben "nur Tischtennisspieler" und nicht Tennisspieler sind. Wir logierten auch nicht in den fünf Sterne Hotels, sondern im Chalet Alpenblick. Aber immerhin hatten wir mit Oskar Kern und Walter Biber zwei Chauffeure für unser Gepäck. Auch der Chef des Kurses – Walter Grabner – gehörte zum Empfangskomitee und begrüsste uns herzlich. Marlene begrüsste er mit den Worten, sie sei "fett" geworden und bei Schöbi fragte er nach, ob er auch schon einmal einen Sonnenstrahl zu Gesicht bekommen hat! Ich habe schnell fest gestellt, dass sich Walter seit dem letzten Jahr kaum verändert hat, vielleicht ist er nur noch eine Spur direkter geworden!

Walter Grabner

Im Chalet Alpenblick wurden dann die Zimmer bezogen und man richtete sich für das erste Training. Alle freuten sich über das Wiedersehen mit Sylvia, unserer Gastspielerin der letzten beiden Saisons. Sylvia hatte so ihre Bedenken mit uns Innerschweizer, grauste ihr doch schon vor dem Zusammentreffen mit Marlene, da sich diese laut eigener Aussage nie die Mühe nimmt, sich mit ihr auf hochdeutsch zu verständigen. Auch diesmal gab es zwischen diesen Beiden im "sprachlichen" Bereich keine Freundschaft. Unsere ganze Gruppe machte sich auf den Weg Richtung Halle. Für uns Tischtennisspieler ist dies die Curlinghalle von Gstaad - unser Center Court. Gespielt wird unter einem Holzdach und auf einem Hardcourt – sprich Betonboden. Die Fenster sind mit einem schwarzen Plastik abgedeckt und es braucht wohl keine zusätzliche Erklärung, dass bei Aussentemperaturen um die 30° in unserer Trainingshalle fast Sauna-ähnliche Zustände herrschten. Sogar bei Alexander, der sonst kaum schwitzt, konnte ich am T-Shirt ein paar Schweisstropfen ausmachen.

Schöbi beim Sonnenbad

Besonders staunen tue ich immer wieder, wie es Walter Grabner am Balleimer gelingt, den Teilnehmern die richtige Technik zu vermitteln. Schnell konnte man optische Verbesserungen ausmachen und auch bei unserem "ewigen" Talent Schöbi konnte man erkennen, dass es sich bei dieser Sportart um Tischtennis handelt…. Schöbi muss ich aber besonders loben, hat er doch die ganze Woche das volle Programm durchgezogen; ausser beim Küchendienst - dort hat er sich diskret verabschiedet. Keine Angst, liebe Gstaad-Teilnehmer, er wird den Küchendienst bei meiner Wohnungseinweihung nachholen müssen und dieser dauert bestimmt länger als eine halbe Stunde. Denn meine Kollegen haben grossen Hunger und noch mehr Durst!

Unermüdlich haben die HTTC-ler am Morgen 1½ Stunden und am Nachmittag 2 Stunden zielstrebig trainiert und wer dann noch nicht genug hatte, absolvierte jeweils abends noch freiwillig eine Lektion. Nach so viel Einsatz hätte man eigentlich meinen können, dass die HTTC-ler müde und erschöpft ins Bett fallen und vom Rückhand-Topspin träumen. Weit gefehlt, da gehe ich einmal ahnungslos ins Städtchen – brauchte einfach einmal frische Luft – und treffe morgens um zwei Uhr sämtliche "Hühnerzwerge". Mein erster Gedanke war sofort, von wem haben sie das? Also bin ich halt auch noch ins Pub gegangen und habe eine Art Sirup (Wodka-Red-Bull) oder etwas Apfelsaftfarbiges getrunken (Panaché) und habe dann die Gruppe sicher in die Unterkunft zurückbegleitet.

Markus bist du müde?

Diego

David und Christian beim Relaxen

Zu meinem Erstaunen zeigte die Gruppe am nächsten Tag keinerlei Ermüdungserscheinungen – und zogen dieses Programm die ganze Woche durch. Also sind unsere Konditionseinheiten doch nicht ganz für die Füchse…. und gehören nun einmal zum heutigen Spitzensport dazu. Walter hatte in der Zwischenzeit schon für alle einen Kosename auf Lager. Hier ein paar Kostproben: Schöbi = Blutloser, Reto nannte er Dicker mit der guten Hand, mit Professor war Gilles gemeint, etc.

Die Woche war im Nu verflogen, alle nahmen viele neue Eindrücke von Gstaad mit nach Hause. Ich ging mit vier Kilo Gewicht mehr auf den Rippen nach Hause, da das Essen von Res so gut geschmeckt hat. Und Andreas wird beim nächsten Strandbadbesuch seinen Körper gezielter mit Sonnencreme einreiben… Sonnenbrand lässt grüssen. Schöbi wird das nächste Jahr vor Gstaad bestimmt ein paar Sonnenstrahlen suchen …. Es gäbe über jeden HTTC-ler eine Story zu erzählen, aber man will ja nicht indiskret sein…….Fortsetzung folgt im Jahr 2000, wieder in Gstaad und wahrscheinlich wieder ohne Limousinen…..

Brigitte Hirzel