Frischkleben: legitimes Doping für den Schläger

Vielleicht hast du dich gefragt, warum die Spieler und Spielerinnen ihre Beläge vor jedem Training bzw. Wettkampf neu aufkleben. Die Antwort heisst "Frischkleben". Wie wird nun richtig frischgeklebt? Das Schlägerholz wird dünn mit Frischkleber eingestrichen. Diese dünne Schicht muss antrocknen. Auf dem Belag wird eine dickere Schicht Kleber aufgetragen. Je nach beabsichtigter Wirkung kann der Belag mehrmals eingestrichen werden. Je mehr Klebeschichten "übereinandergelegt" werden, um so grösser ist die Wirkung. Den Belag lässt man etwas antrocknen. Er wird allerdings noch feucht auf das Holz aufgewalzt. Da der Belag feucht auf das Holz geleimt wird, "schwimmt" er auf dem Schlägerholz. Dadurch wird die horizontale Flexibilität des Belages, d.h. die Fähigkeit sich zur Seite auszudehnen, vergrössert. Die Gase des dünnflüssigen Klebers dringen in den offenporigen Schwamm ein und bewirken dort eine weitere Öffnung der Poren. Der durch das Lösungsmittel sich aufbauende Druck verstärkt die Katapultwirkung des Schwamms. Zusammenfassend kann man sagen. Das durch den schwimmenden Belag mehr Rotation gespielt werden kann und durch den sich aufbauenden Druck in den Poren des Schwamms die Katapultwirkung eine Tempoerhöhung bewirkt.

Durch das Frischkleben kann man mit der gleichen Schlagbewegung mehr Rotation und mehr Tempo spielen. Das Spiel wird gefährlicher. Dem Gegner bleibt weniger Zeit, um auf die ankommenden Bälle zu reagieren, bzw. die ankommende Rotation zu entschärfen. Das Spielen mit einem geklebten Schläger erzeugt beim Spielen das bekannte laute "Klicken", welches vorallem jüngere Spieler als "mega cool" bezeichnen.

Wer Frischklebt muss natürlich auch Nachteile in Kauf nehmen. Die Beanspruchung des Materials steigt überproportional an und die Beläge müssen viel schneller ausgewechselt werden. Durch die extremen Dehnungsbeanspruchungen der Beläge können Blasen zwischen dem Obergummi und dem Schwamm entstehen. Weiter ist der Ausgangszustand nach jedem Frischkleben nicht immer gleich, da die Art des Auftragens und die Menge des aufgetragenen Klebers von Mal zu Mal unterschiedlich sein kann. Auch im Verlauf des Trainings bzw. Wettkampf verändern sich die Spieleigenschaften des Materials geringfügig durch das Antrocknen des Klebers. Die Kontrolle über den Ball wird dadurch schwieriger. Daher ist das Frischkleben nur für Fortgeschrittene Spieler mit stabilen Bewegungsabläufen sinnvoll.

Dieses legitime "Doping" des Schlägers hat auch Auswirkungen auf die Technik. Wegen der erhöhten Rotations- und Tempoeigenschaften des Schlägers muss, um einen Ball mit einem bestimmten Tempo und einer bestimmten Rotation zu spielen, der Beschleunigungsweg nicht mehr so lang sein. Die Bewegungen können kürzer werden ohne Verlust an Tempo/Rotation. Der Spieler kann in der Ausholphase Zeit sparen und daher dichter am Tisch stehen.